Schon die Anreise durch den tiefherbstlichen nördlichen Schwarzwald mit seinen zu dieser Jahreszeit typischen Impressionen war eine gelungene Einstimmung auf die bevorstehenden Klosterführungen. Als wir vor der romanischen Aurelius-Basilika standen, staunten nicht wenige über die Erkenntnis, dass diese Kirche die eigentliche Keimzelle des bekannten Hirsauer Klosters war. Aber auch die Geschichte der ursprünglichen Keimzelle war spektakulär.
Hervorgegangen aus einer kirchlichen Keimzelle entwickelte sich nach der Überführung der Gebeine des heiligen Aurelius von Riditio ein nach dem Heiligen benanntes Kloster. Nach einer kurzen Blütezeit verfiel dieses Kloster um das Jahr 1000 und die Reliquien des Heiligen gingen verloren. Papst Leo IX. ließ bei einem Besuch diese Relikte suchen. Sein Neffe Adalbert von Calw errichtete daraufhin ab dem Jahr 1049 das neue Kloster Sankt
Aurelius. Dessen mittelalterliche Basilika, oder besser gesagt, was heute noch übriggeblieben ist, ist ein unbekanntes Juwel von Hirsau. Tief beeindruckt von dem romanischen Bau, dessen spätherbstliches Dämmerlicht uns eine Ahnung vom klösterlichen Leben gab, standen wir vor den dort aufbewahrten Gebeinen des Heiligen.
Durch klösterliche Reformen begünstigt, erhielt das Kloster Aurelius einen großen Zulauf. Auch die Tatsache, dass die Anlage häufig durch das Hochwasser der Nagold bedroht wurde, veranlasste die Mönche, ab dem Jahr 1082 ein neues Kloster auf einer Erhebung über der Nagold zu bauen. Diese imposante Anlage hatte mehrere Blütezeiten und entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Klosteranlagen Deutschlands. Zahlreiche
Klostergründungen hatten hier ihren Ursprung. Der wirtschaftliche Reichtum
zeigte nicht zuletzt die Tatsache, dass der deutsche Kaiser Friedrich II. ab 1215 die Vogteirechte des Klosters innehatte. Nach der Auflösung im Jahr 1536 errichteten die württembergischen Herzöge dort ein Schloss. Dieses wurde im pfälzischen Erbfolgekrieg durch den französischen General Melac 1692 zerstört. Ab dieser Zeit diente die Anlage teilweise als „Steinbruch“ für den Wiederaufbau von Calw. Bei einer geführten Besichtigung erfuhren wir die geschichtlichen Zusammenhänge der beiden Klöster
von Hirsau.
Nach dem Mittagessen widmeten wir uns der ebenfalls interessanten Geschichte Calws mit seinem pittoresken Marktplatz, bei dem das Geburtshaus Hermann Hesses einen besonderen Stellenwert hat. Aber auch die mittelalterliche Nikolausbrücke mit der Brückenkirche, der Salzkasten, das Rathaus und das älteste noch erhaltende Wohngebäude, das Haus Schäberle, sind allemal einen Besuch wert. Zahlreiche Fachwerkbauten entdeckten wir bei unserem geführten Rundgang. Besonderes Interesse galt der 1262 erstmals erwähnten Stadtkirche. Ein besonderes Rätsel enthält die am Eingang erhaltene Schrifttafel, deren Anfangsbuchstaben die römische Zahl 1627 ergeben. Dies ist ein Hinweis auf das Jahr, an dem die Kirche renoviert wurde.
Voller neuer Eindrücke konnten wir die Rückfahrt antreten. Zu unseren Wanderungen und Veranstaltungen sind Gäste jederzeit recht herzlich willkommen.
henh